Paul Valéry (1871–1945)

Heute vor 75 Jahren starb der Schriftsteller Paul Valéry.

Sein hochreflexives, kunstvoll philosophierendes Meisterstück „Monsieur Teste“ beeinflusste viele Schriftsteller der Moderne. Seine von Stéphane Mallarmé inspirierte Lyrik ist enorm schwierig, nicht selten unzugänglich – aber gerade deshalb auf eine einzigartige Weise mystisch.

Der Suhrkamp Verlag, bei dem ein Großteil seiner Texte in deutscher Sprache erschien – der Tochter-Verlag Insel sorgte auch für eine Werkausgabe – schreibt auf Facebook, dass Valéry seinerzeit der größte französische Dichter war. Das stimmt: Er erhielt sogar ein Staatsbegräbnis.

Ironisch nur, dass bei Suhrkamp keine Gedichte dieses so großartigen Dichters mehr in gedruckter Form erhältlich sind. Und die Hälfte des Erhältlichen ist liebloses Print-on-Demand-Zeug. Da wollen wir doch zumindest ein wenig gegensteuern, mit einem unbekannten Gedicht von Valéry über eine Schlafende – auf Französisch, von dem bislang keine Übersetzung es ins Internet geschafft hat.


Paul Valéry: La Dormeuse

À Lucien Fabre.

Quels secrets dans son cœur brûle ma jeune amie,
Âme par le doux masque aspirant une fleur ?
De quels vains aliments sa naïve chaleur
Fait ce rayonnement d’une femme endormie ?

Souffles, songes, silence, invincible accalmie,
Tu triomphes, ô paix plus puissante qu’un pleur,
Quand de ce plein sommeil l’onde grave et l’ampleur
Conspirent sur le sein d’une telle ennemie.

Dormeuse, amas doré d’ombres et d’abandons,
Ton repos redoutable est chargé de tels dons,
Ô biche avec langueur longue auprès d’une grappe,

Que malgré l’âme absente, occupée aux enfers,
Ta forme au ventre pur qu’un bras fluide drape,
Veille ; ta forme veille, et mes yeux sont ouverts.1Zitiert nach der Pleiade-Ausgabe. Das Gedicht erscheint bald via In-App-Angebot in der App.

Foto: Pierre Choumoff (Wikimedia)

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