Dichter des Monats: Ralph Waldo Emerson (1803–1882)
Heute vor 217 Jahren wurde Ralph Waldo Emerson geboren. Der amerikanische Philosoph, Dichter und Essayist studierte in Harvard und setzte sich gegen Sklaverei und für die Bildung von Frauen ein.
Er ist außerdem bekannt für seine Forderung, dass amerikanische Autoren sich unabhängig von europäischen literarischen Vorbildern machen sollten. Als Transzendentalist glaubte er daran, dass Göttlichkeit in der Natur zu finden ist.
Steckbrief
Geburtstag: 25. Mai 1803 (Boston)
Todestag: 27. April 1882 (Concord)
Epoche: Amerikanischer Transzendentalismus
Wichtige Werke: Nature, Self-Reliance (Essays), The Conduct of Life (Sammlung von Essays) The American Scholar, Divinity School Address (Reden), Brahma, Days, Ode to Beauty, Give All to Love (Gedichte)
Werkbeispiel
The Rhodora ist ein Gedicht, das genau die oben genannte Verbindung zwischen Göttlichkeit und Natur beschreibt. Es besteht aus 16 Versen, in denen sich Paar- und Kreuzreime abwechseln. Emerson beschreibt einen Tag im Mai, an dem der Sprecher einen Spaziergang durch den Wald unternimmt und einen Rhododendron (Alpenrose) sieht. Dieser sticht durch seine Schönheit aus der trüben Umgebung hervor und schafft es sie zu verschönern.
In der zweiten Hälfte des Gedichts geht Emerson der Frage nach, warum diese Anmut verschwendet erscheint: „Rhodora! If the sages ask thee why / This charm is wasted on the earth and sky”. Emerson beantwortet diese Frage damit, dass der alleinige Grund für Schönheit in der Pflanze selbst liegt und dass dieselbe Kraft, die sie auf die Welt gebracht hat, auch ihn, den Sprecher erschaffen hat. Göttlichkeit wird durch die Beobachtung sowohl der Natur als auch von sich selbst für den Menschen sichtbar und schön.
The Rhodora
On being asked, whence is the flower.
In May, when sea-winds pierced our solitudes,
I found the fresh Rhodora in the woods,
Spreading its leafless blooms in a damp nook,
To please the desert and the sluggish brook.
The purple petals fallen in the pool
Made the black water with their beauty gay;
Here might the red-bird come his plumes to cool,
And court the flower that cheapens his array.
Rhodora! if the sages ask thee why
This charm is wasted on the earth and sky,
Tell them, dear, that, if eyes were made for seeing,
Then beauty is its own excuse for Being;
Why thou wert there, O rival of the rose!
I never thought to ask; I never knew;
But in my simple ignorance suppose
The self-same power that brought me there, brought you.
Web-Tipp zu Emerson
Eine englischsprachige Zusammenfassung über das Leben, Werk und die Philosophie Emersons ist hier auf dem YouTube-Kanal The School of Life zu finden:
Foto: Pixabay